Ingenieurbüro Kloos

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Globuli für den Beton? - Homöopathie in der Bauwerkserhaltung

 

Stellen Sie sich vor: Ein Ingenieur steht vor einer 50 Jahre alten Stahlbetonbrücke mit schweren Korrosionsschäden. Anstatt Bohrkerne zu entnehmen, Karbonatisierungstiefen zu messen oder den Chloridgehalt zu bestimmen, holt er ein Fläschchen hervor, gibt ein paar Tröpfchen „Beton C30/37 D6“ in ein Wasserglas, schüttelt kräftig und träufelt die Mischung auf die geschädigten Stellen. „Das sollte die Selbstheilungskräfte des Betons aktivieren!“ sagt er überzeugt.

Klingt absurd? Willkommen in der Welt der homöopathischen Bauwerkserhaltung!

Die 7 Grundsätze der homöopatischen Bautechnik

1. Similia similibus curentur – Ähnliches heilt Ähnliches. Wenn Beton rissig ist, einfach verdünnten Beton auftragen. Damit heilt sich die Struktur von selbst!
2. Potenzierung durch Verdünnung – Einmal mit Wasser verdünnt? Gut. Tausendmal verdünnt? Besser! Bei einer Verdünnung von 1:10⁶⁰ soll der Beton härter werden als Diamant.
3. Erinnerungseffekt von Wasser – Wenn Wasser sich daran erinnert, dass es mal Zement berührt hat, dann müsste es doch eigentlich selbst aushärten können, oder?
4. Keine Nebenwirkungen – Klar, der Riss bleibt, der Schaden schreitet fort, aber Nebenwirkungen gibt es garantiert keine!
5. Energetische Sanierung – Statik ist nur eine Frage der positiven Schwingungen. Vielleicht braucht der Stahl nur eine gute Meditation, um nicht mehr zu rosten?
6. Placeboeffekt für Bauwerke – Wenn der Ingenieur fest daran glaubt, dass der Schaden kleiner wird, dann tut er das auch!
7. Globuli statt Injektionen – Wer braucht aufwendige Rissverpressung mit Harz, wenn er doch einfach eine Prise „Rissfrei D12“-Globuli in die Fuge streuen kann?

Keine Sorge, wir im Ingenieurbüro Kloos setzen weiterhin auf bewährte Ingenieurmethoden – und nicht auf homöopathische Schwingungen oder erinnerungsfähiges Wasser. Beton bleibt Beton, Statik bleibt Statik, und Risse verschwinden leider nicht durch gutes Zureden.

Wir wünschen Ihnen allen einen frohen 1. April.